Weiterhin fehlt Personal in deutschen Krankenhäusern. Bis zum Jahr 2030 wird der Personalmangel nach diversen Studien weiter zunehmen. 350.000 stationäre Pflegekräfte werden bis dahin fehlen. Aber auch ein Mangel an Ärzt:innen wird ein Problem werden – 79.000 ärztliche Vollzeitkräfte werden bis 2030 fehlen. Wie lassen sich diese Lücken schließen?
Viele der entscheidenden Faktoren der Ärztebindung und -gewinnung sind bekannt: die Reputation des Krankenhauses, der Bekanntheitsgrad leitender Ärzt:innen sowie Entbürokratisierung durch Digitalisierung, die administrative Arbeiten der Ärzt:innen beschleunigt. Immer wichtiger werden jedoch auch Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung und Teilzeitmodelle, durch die sich die Betroffenen eine Stressreduktion erhoffen. Treiber dieser Entwicklungen sind die Assistenzärzt:innen der Generation Y, die derzeit nachrücken. Diese jüngere Generation – das sieht man im Krankenhaus und gleichsam in der freien Wirtschaft – verfügen über ein hohes Selbstbewusstsein. Arbeitsstrukturen, die vorangegangene Generationen einfach hingenommen und erduldet haben, werden von dieser Generation nicht mehr toleriert. Sie erwarten optimale Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, flache Hierarchien, respektvolle Führungsstile und eine limitierte Wochenarbeitszeit mit ausreichend Erholungszeiten. Der Nachwuchs in Kliniken ist hauptsächlich weiblich, was einen zusätzlichen Treiber für die Gestaltung des Klinikarbeitsplatzes ist, der sich mit Eltern- und Pflegezeit vereinbaren lässt, z.B. durch spezielle Schichtmodelle, oder Betreuungsangebote beinhaltet.
Für Pflegepersonal ist vor allem eine verlässliche Dienstplangestaltung ein ausschlaggebender Zufriedenheitspunkt. Gehalt und andere Leistungszulagen scheinen weniger wichtig zu sein als in anderen Branchen – eine faire Bezahlung sollte nichtsdestotrotz selbstverständlich sein. Für Auszubildende und Berufseinsteiger:innen spielt die Vergütung Studien zufolge eine größere Rolle als für Berufserfahrene. Aber auch ein gutes Teamklima, verlässliche Kolleg:innen, und eine faire Führungskultur spiele für alle Fachkräfte eine entscheidende Rolle. Allerdings zählen auch für Pflegekräfte die Reputation der Klinik sowie persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Ohne eine Änderung der Arbeitsbedingungen für sowohl Ärzt:innen als auch Pflegepersonal, wird der Personalmangel nicht abzuwenden sein. Diese Veränderungen passieren jedoch zu langsam und nicht entschieden genug. Professionelles Change Management ist auch – zur Zeit vor allem! – in Kliniken und Krankhäusern notwendig.
