KI & Change Management – Chance oder Schnapsidee?

p395289 NEUNsight September 2023

In Veränderungsprozessen in Unternehmen spielen Menschen nicht nur irgendeine Nebenrolle, sondern die Hauptrolle. Ob Veränderungen erfolgreich umgesetzt werden können oder nicht, liegt daran, ob sich Menschen, also die Mitarbeitenden, diesen Veränderungen annehmen möchten oder nicht. Deshalb ist gerade in Veränderungsprozessen die psychologische Betreuung der betroffenen Personen zwingend erforderlich, um nicht viel Zeit, Mühe und finanzielle Mittel zu opfern und keinen Gegenwert dafür zu erhalten.

Ist es also eine Schnapsidee, dass KI Unternehmen in ihrem Change Management unterstützen könnte? Oder bietet sich durch KI vielleicht sogar eine besondere Chance, um Veränderungsprozesse effizienter zu gestalten?

Künstliche Intelligenz kann einen erheblichen positiven Einfluss auf das Veränderungsmanagement in Organisationen haben, z.B. bei der Datenanalyse und und der Erstellung von Prognosen: KI kann Organisationen dabei unterstützen, Daten aus verschiedenen Quellen zu analysieren und zukünftige Trends und Herausforderungen vorherzusagen. Dies ermöglicht es ihnen, frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Auch bei der Automatisierung von Aufgaben kann KI hilfreich sein, in dem repetitive und zeitaufwändige Aufgaben automatisiert werden, was den Mitarbeitenden mehr Zeit und Energie für strategische Aufgaben im Rahmen des Veränderungsmanagements gibt. Allerdings gilt es hierbei auch zu berücksichtigen, dass Mitarbeitende solche Aufgaben durchaus als erholsam empfinden können und selten acht Stunden täglich hochkonzentriert strategische, konzeptionelle oder kreative Arbeit leisten können.

Eine Chance wiederum bietet sich in Veränderungsprozessen beim Einsatz von virtuellen Assistenten, die Mitarbeitenden bei Fragen rund um Veränderungen und neue Prozessen sofortige Hilfe bieten, was Berührungsängste abbauen und das Verständnis fördern kann. Allerdings können virtuelle Assistenten auch Misstrauen wecken und Ängste vor Überwachung schüren. Hier wird die psychologische Begleitung durch Führungskräfte und ggf. speziell ausgebildete „Change Agents“ wieder entscheidend.

Was KI jedoch überwachen kann, sind Kenn- und Controllingzahlen, die Echtzeit-Feedback liefern. So können Anpassungen potenziell sehr schnell erfolgen. Jedoch ist auch hier die Psychologie der Veränderung entscheidend: zu schnelle Anpassungen, nur weil Kenn- und Controllingzahlen sich nicht sofort verbessern, sondern eventuell sogar verschlechtern, ignoriert das Naturgesetz der Veränderung und kann eher zu Panikreaktionen und somit erheblicher Verschlechterung führen.

Insgesamt kann KI das Veränderungsmanagement also unterstützen. Umfang und Integration von KI in Veränderungsprozessen müssen jedoch geplant und auf Sinnhaftigkeit geprüft werden.