Wie psychisch krank ist Deutschland?

p395289 NEUNsight Februar 2020

Die Deutschen fehlen immer häufiger wegen psychischer Erkrankungen bei der Arbeit. Das zeigen aktuelle Studien von Krankenkassen. Ist dies nur ein Trend oder Ausdruck einer sich rasant verändernden Gesellschaft? Was kann dagegen unternommen werden?

Laut der Studie der Techniker Krankenkasse (TK) fehlten die Versicherten im Schnitt an 2,89 Tagen wegen eines psychischen Leidens wie zum Beispiel einer Depression. Im Jahr zuvor waren es noch 2,77 Arbeitsunfähigkeitstage, im Jahr 2017 2,71 Fehltage. Psychische Erkrankungen sind der TK zufolge für rund 19 Prozent aller Fehlzeiten verantwortlich. Das sei der höchste Wert im Vergleich zu anderen Diagnosen.

Auch laut einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit nahmen die Krankmeldungen in diesem Bereich zu. Die Datenauswertung von rund 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten ergab einen Anteil von 17,1 Prozent der Fehltage. Den Ergebnissen der DAK nach liegen psychische Störungen damit vor Atemwegserkrankungen wie Husten und Schnupfen. Rückenschmerzen und ähnliche Leiden an Skelett und Muskeln sind bei DAK-Versicherten demnach aber weiterhin häufigster Grund für Fehlzeiten im Job.

Kaum eine andere Krankheitsdiagnose hat in den letzten Jahren so zugenommen wie die der psychischen Erkrankung. Auf Platz 2 hat es die Diagnose bis heute gebracht, Tendenz steigend. Die Ursachen sind vielschichtig und längst sind nicht alle Gründe erforscht. Aber: Dies ist kein Grund untätig zu sein und psychische Erkrankungen nicht ernst zu nehmen – der wirtschaftliche Schaden geht bereits in die Milliarden!

Resilienz und Digitalisierung

Man könnte an dieser Stelle viel spekulieren über die verschiedenen Ursachen der Zunahme psychischer Erkrankungen, eine davon liegt sicher in der digitalen Revolution unserer Arbeitswelt begründet. Dieser Fachartikel möchte wir einen anderen Weg beschreiten, der in die Richtung führt, unsere Sensibilität dahin gehend zu prüfen und zu hinterfragen, dass wir es möglicherweise schaffen können, gar nicht so viele Probleme so dicht an uns herankommen zu lassen und somit eine ganz neue „Gelassenheit“ zu gewinnen.

Zum Beispiel das Problem und der Stressauslöser Mobbing. Denn zum Mobbing gehören immer mindestens zwei Parteien: derjenige, der das Mobbing initiiert und derjenige, der sich mobben lässt. Fällt Letzterer aus, gibt es kein Mobbing. Wenn man früher sagte: „Sei doch nicht so zimperlich“, dann meinte man damit eine Komponente dessen, die sich heute in dem modernen Wort „Resilienz“ verbirgt. Es geht also darum, Wege zu finden, die uns mental weniger angreifbar machen, was auch bedeuten kann, sich mit einem gewissen „Schutzpanzer“ zu umgeben. Wem es gelingt, (durch ein „dickes Fell“) weniger sensibel auf vermeintliche Anfeindungen von außen zu reagieren, lebt langfristig gesünder.

Wo auch immer der Begriff der Resilienz auftaucht, es geht dabei immer um die Fähigkeit des Systems, auf Störungsfälle oder Krisen reagieren zu können in Verbindung mit einer Erneuerung, aber ohne eine grundlegende Veränderung. Der Resilienz ist es inhärent, dass das System nicht starr sein darf, um eine ausreichend rasche Anpassung an Veränderungen, die von außen auf das System einwirken, gewährleisten zu können. Demzufolge stellt die Resilienz ein dynamisches Gleichgewicht dar. Für den Einzelnen bedeutet dies zum Beispiel, den Blick zu weiten, nur so lassen sich die entscheidenden Parameter für die eigene resiliente Struktur erkennen. Gemeint ist hier durchaus auch eine Neuausrichtung der eigenen Wertvorstellungen.

Gesellschaftsverändernde Kraft

In der resilienten Struktur ist der ursprüngliche Zustand vor der Krise Ausgangspunkt des Wandels. So ist die Resilienz ein Transformationsprozess, in dem bestehende Strukturen aufgegriffen werden, um sie in widerstandsfähige, zukunftsweisende Formen zu überführen. Im Ergebnis ist die Resilienz eine gesellschaftsverändernde Kraft. Wenn Stress den wirtschaftlichen Erfolg gefährdet, egal, ob sich dies nur auf eine einzelne Person oder auf ein ganzes Unternehmen bezieht, dann muss immer die Frage gestellt werden, wie es um die Resilienz der Person oder des Unternehmens steht. Diese lässt sich nämlich in aller Regel verbessern beziehungsweise stärken, was im Ergebnis zu einer „Heilung“ der Problemlagen führen wird.

Doch aktuelle gesellschaftliche Trends setzen Mitarbeiter immer mehr unter Druck. Alles muss schneller, effizienter, und kostengünstiger werden. Diese Anforderungen lösen nicht selten Stress aus. Resilienz hingegen bedeutet so viel wie psychische Widerstandsfähigkeit. Damit gemeint ist die Fähigkeit, Krisen mit Hilfe persönlicher und sozialer Ressourcen zu meistern und aus ihnen zu lernen. Ein Booklet von Winfried Neun zeigt Wege aus der Stress-Falle auf. Das Booklet erscheint in der Reihe X-Press Wissen.

Widerstandsfähigkeit geistig wie psychisch

„Man never made any material as resilient as the human spirit.“ (Sir Bernard Arthur Owen Williams, Philosoph 1929-2003). Dieses Zitat von Bernard Williams bringt Resilienz auf den Punkt: Die Menschheit hat nie etwas Widerstandsfähigeres hervorgebracht als den menschlichen Geist. Resilienz bedeutet also so viel wie geistige oder psychische Widerstandsfähigkeit. Insgesamt umfasst Resilienz alle Fähigkeiten, die eine Person davor schützen, eine psychische Erkrankung zu entwickeln.

Im Hinblick auf aktuelle Fehlzeitenreports der Krankenkassen, die zeigen, dass Arbeitsausfälle wegen psychischen Erkrankungen deutlich steigende Tendenzen haben, rückt Resilienz immer mehr in den Vordergrund: Wie kann ich mich vor einem Burn-out schützen? Welche Verantwortung kommt dem Arbeitgeber dabei zu? Welche Konsequenzen haben Stress und Überbelastungen für mich und mein Team? Was bedeuten diese ganzen Begriffe überhaupt und ist das nicht alles das gleiche? Diese und ähnliche Fragen möchte dieses Booklet beantworten und dabei helfen, mit Resilienz und Gelassenheit durch den Alltag zu gehen.

Präventive Vorsorge gegen Stress

Das Booklet von Winfried Neun legt zuerst das Augenmerk auf die Konsequenzen von Dauerbelastungen und Dauerstress. Damit soll aufgezeigt werden, warum es Sinn macht, sich dem Thema zu widmen und zwar sowohl als Einzelperson aber auch als Unternehmen. Konsequenzen zeichnen sich sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft ab. Nicht zuletzt sind die Leidtragenden aber jeder einzelne Erkrankte oder unter Stress Leidende. Die Vision des Autor ist, dass die gezielte Resilienz-Stärkung  von Menschen keine Reaktion auf auftretende Krankheitssymptome mehr ist, sondern das eine psychische Stärkung gegen Stress und Belastungen genauso als Präventionsmaßnahme wie zum Beispiel die „Rückenstärkungs-Übungen“ für Büromitarbeiter angesehen und damit alltäglicher Bestandteil medizinischer Vorsorge wird.

Autor: Michael Storks / Frank Altmann

Bild: Pixabay (CCO)

Im Überblick

Angesichts weiter steigender Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen, die bereits laut Krankenkassenstatistiken, den 2.Platz in der Erkrankungshäufigkeit aufweisen, ist das Thema einer psychischen Resilienzstärkung aktueller denn je. Die Allensbacher K.O.M. GmbH hat spezielle Tools, Methoden und Trainings entwickelt, die helfen, die Resilienz von Einzelpersonen und ganzen Unternehmen gezielt zu stärken. Darunter auch ein Training zur Ausbildung von Resilienz-Coaches, das erfolgreich mit Mitarbeitern der DAK Gesundheit durchgeführt wurde. Kostenlose Erstinformationen unter: info@kom-neun.de