Führung muss neu und virtuell gedacht werden!

p395289 NEUNsight Januar 2020

Die Digitalisierung verändert Prozesse, setzt neue Strategien und neue Formen der Arbeit voraus. Doch ein entscheidender Punkt muss völlig neu gedacht werden: die Führung beziehungsweise das Führungsverhalten in Unternehmen. Worauf es in einer zunehmend virtuellen Zukunft ankommen wird, hat die NEUNsight untersucht.

Nicht nur für die einfachen Mitarbeiter, sondern natürlich auch für die Unternehmensführung auf allen Ebenen ist die Digitalisierung eine Herausforderung. Mit ihr kommen neue Prozesse in Gang, es werden neue Möglichkeiten geschaffen und bestehende Strukturen verändert. Das Führungspersonal muss nicht nur im Kontakt mit Kunden neue Orientierung finden, sondern auch im eigenen Unternehmen, wenn es um den Kontakt mit Mitarbeitern geht. Das verändert natürlich auch die Rolle des Managements in einer Firma.

Neue Anforderungen

Die Bertelsmann-Stiftung hat Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen danach befragt, wie sich ihrer Meinung nach durch die Digitalisierung ihr eigenes Aufgabengebiet verändert hat. Dabei ging es nicht nur um die Prozesse, die Teil des Alltags sind, sondern auch grundlegende Aufgaben, die nun anders bewältigt werden müssen. An der ersten Stelle stand dabei die neue Art der Kommunikation mit dem Kunden. Veränderungen und Aufträge, ebenso wie Nachrichten und Austausch erfolgen erheblich schneller.

Transparenz

Die allgemeine Transparenz durch die Digitalisierung ist ein weiterer Punkt. Führungskräfte  stellen zunehmend fest, dass vor allem einfache Tätigkeiten dank der Digitalisierung ausgelagert werden können. Zusammen mit der Veränderung der allgemeinen Struktur im Unternehmen, etwa einer neuen Form der Kommunikation auf Augenhöhe, haben sich die Anforderungen komplett verschoben. Selbst bewährte Führungskräfte müssen sich in diesem neuen Bereich orientieren und erst eine Phase der Einarbeitung hinter sich bringen.

Überwachung und Monitoring

Ein weiterer Faktor, der vor allem durch die Digitalisierung eine Rolle spielt, ist die angesprochene Transparenz. Diese zeigt sich nicht nur für die Kunden und Auftraggeber, sondern auch bei der Arbeit innerhalb der Unternehmen. Es ist erheblich einfacher, die Arbeitsnachweise zu erbringen und zu kontrollieren, welche Mitarbeiter und welche Projekte in einer Firma wirklich rentabel arbeiten. Das bringt der Maschinerie natürlich Vorteile, sorgt auf der anderen Seite aber auch für Druck bei den Mitarbeitern und Führungskräften. Sie werden gläsern und auf den ersten Blick sind Fehler heute deutlich problematischer als sie es noch vor einigen Jahren waren.

Neben einer technischen Fachkompetenz müssen die Führungskräfte nun also auch an dem Stil bei der Kommunikation und der Kontrolle ihrer Mitarbeiter arbeiten, um weiterhin ein produktives aber effizientes Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

Virtuelle Realitäten und ihre Auswirkungen

Ein weiterer Punkt ist die zunehmende virtuelle Arbeitsaufteilung. In der soeben von der Deutschen Akademie für Management veröffentlichten Analyse „Virtuelle Realitäten: Eine enorme Chance für das Management“ arbeitet Stefan Heng, Professor für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Mannheim, dazu folgende Punkte heraus:

Virtuelle Realitäten machen nicht nur Online-Games spaßiger, sondern helfen vor allem auch die komplexen Anforderungen des Arbeitsalltags besser zu meistern, indem sie den überbordenden Informationsfluss priorisiert grafisch aufbereiten. So wird die Technik bereits seit Jahrzehnten in vielen Wirtschaftsbereichen eingesetzt. Die Einsatzfelder reichen bis hin zu Weiterbildung, Controlling, Prozesssteuerung und Management.

Mittels virtueller Realität kann sich der Manager besser betriebliche Prozesse verstehen und lenken. Besonders wichtig ist dieser Vorteil in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen gefragt sind. Die visuelle Aufbereitung der Zwischenergebnisse erhöht bei räumlich verteilten Teams die Effizienz der Zusammenarbeit enorm.

Plastische Darstellung und Emotionalisierung fördern den Lernerfolg. Entsprechend beschäftigen sich Sachbuchverlage intensiv damit, Lehrbücher um virtuelle Realitäten zu erweitern und crossmedial zu verknüpfen. Ein wesentlicher Teil des Lernens wird alsbald auf Audiovision und Gamification beruhen. Die Digitalisierung führt in der Bildung zu einem radikalen Wandel.

Im Recruiting nutzen Unternehmen die Möglichkeiten virtueller Realitäten. Zum einen können die Job-Interessenten so ihren potenziellen Arbeitsplatz ohne großen Aufwand lebensnah erfahren. Zum anderen stellen die Unternehmen mit diesen Tools auch Ihre Modernität heraus.

In Deutschland klafft bei Innovationen eine eklatante Lücke zwischen dem Forschungserfolg und dem Markterfolg. Um diese Lücke zu verkleinern braucht es neben Anpassungen der Forschungsförderung und der Ausbildung eines Wagniskapitalmarktes insbesondere auch im Unternehmensmanagement mehr Mut zum unternehmerischen Risiko.

Manager hierzulande müssen mehr als Entrepreneure denn als Sachverwalter agieren, Risiken nicht scheuen und dann auch die überaus vielversprechenden Chancen virtueller Realitäten beim Schopfe packen.

Mehr zu „Virtuelle Realitäten: Eine enorme Chance für das Management“ in der soeben veröffentlichten Jubiläumsschrift der Deutschen Akademie für Management in Berlin.

Neue Jobtitel

In vielen Unternehmen ist zudem für die Digitalisierung eine neue Position in der Geschäftsführung oder im Vorstand eingerichtet worden. Der sogenannte „Chief  Digital Officer“, kurz CDO, steuert alle Maßnahmen, die mit der Digitalisierung zusammenhangen. Vielfach ersetzt der CDO den ehemaligen Chief Operating  Officer (COO). Nur wenige Unternehmen besitzen das notwendige psychologische Fachwissen in Verbindung mit modernen Personalmanagement-Methoden, die CDO´s gezielt suchen und auf ihre neue Funktion hin weiterbilden.

Autoren: Birger Dellmann / Michael Storks

Bild: Pixabay (CCO)

Im Überblick

Die Funktion des „Digital Leader“, was sowohl eine Person oder ein ganzes Unternehmen sein kann, wird im Zuge der zunehmenden Digitalisierung immer mehr zu einer alle Bereiche des Unternehmens umfassenden Aufgabe für Führungskräfte. Handlungs- und Nachholbedarf besteht in der gezielten Aus- und Weiterbildung der Führungskräfte und Mitarbeiter sowie in der erfolgreichen Vermittlung des nicht einfachen Change-Prozesses durch die digitale Revolution. Eine der wenigen Unternehmen, die die Aus- und Weiterbildung der Chief Digital Officer anbieten und geeignete Kandidaten gezielt suchen, ist die Allensbacher K.O.M. GmbH. Weitere Informationen unter: info@kom-neun.de.