Angesichts der derzeitigen Krisen-Hysterie gibt Rudolf Kastner, Aufsichtsratsvorsitzender der EGT AG aus Triberg, praktische Tipps um das Stimmungsmanagement in Unternehmen gezielt zu steuern und Ängste abzubauen.
NEUNsight:
Weshalb ist Hysterie Ihrer Meinung nach kontraproduktiv für den Erfolg von Unternehmen?
Rudolf Kastner:
Die abwertende Definition von Hysterie ist ja „nervöse Aufgeregtheit, Erregtheit oder Überspanntheit“. Es liegt damit auf der Hand, dass ein solcher Gemütszustand natürlich kontraproduktiv für den Erfolg eines Unternehmens ist. In einer Krise braucht es die unaufgeregte, klare und scharfe Analyse des Sachverhaltes, die entsprechende Entwicklung von Szenarien zur Krisenbewältigung sowie entschlossenes und besonnenes Handeln.
NEUNsight:
Welches Verhalten Ihrer Mitarbeiter konnten Sie bisher in Krisenzeiten beobachten?
Rudolf Kastner:
Das Verhalten war oft geprägt von Unsicherheit, Angst um den Arbeitsplatz, Empfänglichkeit für Gerüchte aber auch Suche nach Orientierung. Es gab aber auch eine Vielzahl von Mitarbeitern, die sich aktiv mit eigenen Ideen zur Krisenbewältigung eingebracht haben und an vorderster Front mitgewirkt haben, den Krisenstatus zu überwinden. Diese Mitarbeiter haben dann auch die Zweifler in ihren engsten Reihen mitgenommen.
NEUNsight:
Wie kann Stimmungsmanagement die Mitarbeiter und damit auch das Unternehmen in Krisenzeiten unterstützen?
Rudolf Kastner:
Entscheidend ist es, Ängste und Unsicherheit bei Mitarbeitern abzubauen, Transparenz über die Situation zu schaffen, den Weg aus der Krise aufzuzeigen und Begeisterung zu wecken, gemeinsam das aufgezeigte Ziel zur Überwindung der Krise zu erreichen.
Hier braucht es vor allem den charismatischen Führer, der klar und besonnen mit professioneller strategischer Vorgehensweise durch die Krise führt, der auch im persönlichem Gespräch die Mitarbeiter motiviert und begeistert, bei der Krisenbewältigung aktiv mitzuwirken.
NEUNsight:
Welche Anforderungen stellen Sie als Geschäftsführer an Krisenmanager?
Rudolf Kastner:
Grundsätzlich muss der Geschäftsführer der „vorderste“ Krisenmanager sein. Er muss – wie oben beschrieben – der charismatische und besonnene Führer in der Krisenbewältigung sein.
Er verantwortet insbesondere folgende Punkte:
- Klare Analyse der Krisenursache(n)
- Schnelle Entwicklung von mindestens zwei Handlungsoptionen zur Bewältigung der Krise (Plan A,B und ggf. C).
- Professionelle Kommunikation der Lage und der Ziele nach Innen und nach Außen (offen, ehrlich, kompetent und klar in der Ansage)
- Stringente Umsetzung des Maßnahmenplans
- Motivation der Mitarbeiter, an der Zielerreichung mitzuarbeiten
Interview: Theresa Ruther
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